Donnerstag, 7. Januar 2021

Friedrich Dürrenmatt - Justiz


Dr. h.c. Isaak Kohler erschiesst in einem überfüllten Restaurant vor aller Augen den Germanisten Professor Winter. Kohler lässt sich widerstandslos festnehmen und zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilen. Sein Motiv gibt er jedoch nie bekannt und auch die Tatwaffe wird nie gefunden. 
Im Zuchthaus scheint der Kantonsrat vollkommen glücklich und zufrieden zu sein. Von dort aus gibt er dem jungen Anwalt Felix Spät den Auftrag, seinen Fall unter der Annahme zu untersuchen, ein Anderer sei der Mörder gewesen. Dieser wittert eine Falle und will ablehnen. Aufgrund seiner finanziellen Schwierigkeiten nimmt er den gut dotierten Auftrag letztendlich aber doch an. Er teilt dies Hélène Kohler mit, in die er sich verliebt. Spät beauftragt den Privatdetektiven Lienhard mit den Ermittlungen und stolpert sehr bald über Daphne Müller, die sich als Monika Steiermann ausgibt und ihren Liebhaber Dr. Benno, der sie jedoch andauernd verprügelt. Da Dr. Benno als einziger ein Motiv hat und als Schweizermeister im Pistolenschiessen zur Tatzeit am Tatort gesehen worden ist, konzentrieren sich die Ermittlungen schnell auf Benno. Als die ganze Sache an die Öffentlichkeit gerät, sind plötzlich alle von Kohlers Unschuld und Bennos Schuld überzeugt. Als nun alles auf einen Revisionsprozess hinausläuft, erkennt Spät in welche Falle er geraten ist. Doch es ist bereits zu spät. Er gibt zwar den Auftrag ab, verkauft aber wiederum aus Geldnot seine Ermittlungen an seinen früheren Arbeitgeber Stüssi-Leupin. Spät beginnt nun für die gerechte Verurteilung Kohlers zu kämpfen. Allerdings erfolglos. Kohler wird freigesprochen und Benno verdächtigt. Dieser aber erhängt sich aus Angst vor dem Prozess. Zur gleichen Zeit kommen auf mysteriöse Art und Weise Daphne Müller und zwei Zuhälter der Stadt um. Spät versinkt immer tiefer im Alkohol und vergnügt sich mit den Prostituierten Zürichs. Er ist in einer finanziellen Notlage und mit der Justiz unzufrieden. Spät sieht nur noch den Mord an Kohler und den anschliessenden Suizid als Möglichkeit, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Da sich Kohler auf einer Weltreise befindet, beginnt für Spät eine lange Zeit des Wartens.

Der Roman von Friedrich Dürrenmatt zeigt in genialer Weise wie Behördenkriminalität in der Schweiz funktioniert: Ein krimineller Kantonsrat erschiesst einen Germanistik Professor vor den Augen diverser Zeugen. Trotzdem wird er später freigesprochen, weil die kriminellen Justizbehörden den Verdacht auf einen Unschuldigen lenken. 

Wer den Mobbing-Fall Lehrer H. kennt, weiss, dass das kriminelle Agieren von Beamten und Behörden nicht fiktiv, sondern real ist. Zuerst das Positive: Lehrer H. hat sich nicht aufgehängt. Ein Toter kann die Wahrheit nicht mehr erleuchten, ein Lebender schon. Lehrer H. versucht schon seit Jahren die Wahrheit zu verbreiten, aber dunkle Kräfte wollen ihn mit allen Mitteln daran hindern. Auch in der Geschichte um Lehrer H. spielt ein machtbesessener Politiker die Hauptrolle. Als Leiter des Basler Erziehungsdepartementes wollte dieser Regierungsrat (nicht Kantonsrat) den beliebten Lehrer in der Psychiatrie versenken, weil dieser dessen Schulreformen nicht lustig fand. Der Lehrer roch allerdings den Braten und liess sich von dem vorbeigeschickten Notfallpsychiater nicht in die Klinik einweisen. Da der Plan mit der Psychiatrisierung offensichtlich gescheitert war, hetzte man dem Lehrer die Baselbieter Sondereinheit Barrakuda auf den Hals. Um den Lehrer doch noch weich zu klopfen, sperrte man ihn anschliessend zwei Tage in eine Isolationszelle, in der Hoffnung, er würde sich endlich selber umbringen. Der Lehrer hatte aber keine Lust dazu und begann im Internet die Wahrheit über den Regierungsrat, der ihm sein Leben vermieste, zu veröffentlichen. Der Regierungsrat wollte natürlich nicht, dass die Wahrheit für alle zugänglich wurde und liess den Blog mit seinem Anwalt ohne Gerichtsurteil löschen. Kaum war der Blog gelöscht, erschien die Wahrheit auf einer anderen Internetseite. Auch diese Seite verschwand plötzlich vom Netz und die Staatsanwaltschaft unterstellte dem unschuldigen Lehrer, im Internet "planmässige Verleumdung" zu betreiben. Die Wahrheit wurde also zur "planmässigen Verleumdung" pervertiert, eine satanische Verdrehung, wie sie auch im Roman von Friedrich Dürrenmatt eindrücklich geschildert wird. Sogar als Lehrer H. rechtswidrig zu zwei Jahren unbedingtem Gefängnis verurteilt wurde, hatte er keine Lust, sich das Leben zu nehmen. Schon am ersten Tag seiner Haft ergriff er rechtliche Schritte gegen den aus seiner Sicht kriminellen Gerichtspräsidenten. Aufgrund des Rekurses beschlossen die Richter des Appellationsgerichts, den unschuldigen Lehrer doch nicht ins Gefängnis zu sperren. Allerdings pervertierten auch sie die Wahrheit zur "planmässigen Verleumdung", damit sie dem unschuldigen Lehrer sämtliche Kosten im Umfang von über Fr. 50'000 aufhalsen konnten. Leider stützen dann die befangenen Richter aus Lausanne die Lügen der Basler Appellationsrichter, obwohl die Enthüllungen des Lehrers nachweislich nicht wider besseren Wissens getätigt wurden. Wer sich durch die nackte Wahrheit in der Ehre verletzt fühlt, hat tatsächlich Dreck am Stecken. Offensichtlich ist der schweizerische Justiz-Filz nicht nur im Roman von Friedrich Dürrenmatt völlig verkommen, sondern auch in der realen Schweiz. Kriminelle Juristen haben in einem Rechtsstaat nichts verloren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen